Ablauf der Spontanverarbeitung

Das archaische Spontanverhalten der Menschen

Stufe 1 Wahrnehmung ......Identifikation ... Erkennung und Zuordnung des Umweltzustandes
Jeder wahrgenommene Umweltzustand wird zunächst geprüft, inwieweit er uns bekannt ist, wer ihn verursacht und was er bewirkt (Kelley 1973). Dazu durchstöbert quasi ein Suchprogramm blitzschnell alle Ordner und Dateien, die im Laufe unseres Lebens in der Amygdala angelegt worden sind. Anhand der Daten kann die Situation, in Abhängigkeit von der Ähnlichkeit zu den vorhandenen Speicherinformationen, (subjektiv) mehr oder weniger genau identifiziert und erkannt werden.

Stufe 2 Prüfung des Umweltzustandes (ähnlich Lazarus 1991)
Ist der Umweltzustand erkannt und eingeordnet, prüft die Amygdala: Welchen Einfluss in welchem Ausmaß hat dieser Umweltzustand jetzt konkret auf die Struktur meiner Triebe und Bedürfnisse?
Taugt dieser Mensch zur Befriedigung meiner Bedürfnisse? Taugt er grundsätzlich als Sexualpartner? (Mann-Frau-Begegnungen) Ist er mir als Mensch sympathisch? Ist er schön und gepflegt?
Taugt sein Verhalten zur Befriedigung meiner Bedürfnisse? Ist er Freund oder Feind? Will er mir gut, will er mir schlecht? Wie verhält er sich mir gegenüber? Ist dominant, kooperativ, ignoriert er mich?
Taugt das, was er will, zur Befriedigung meiner Bedürfnisse? Entspricht, das, was er will, meinen Zielen? Ist das, was er will, sinnvoll und daher akzeptabel?

Stufe 3 Bewertung der Situation - spürbar in Gefühlen und Erregung
Vor diesem Hintergrund bewerten wir nun in Sekundenbruchteilen (vergl. auch Heider 1958, Schulz v. Thun 1981) die Situation. Und egal in welcher Umweltsituation wir stecken, die Amygdala erstellt sofort einen Soll-Ist-Vergleich, dessen Ergebnis wir unmittelbar in mehr oder weniger heftigen Gefühlen verspüren, den Indikatoren unserer Bedürfnisstruktur. Diese Gefühle werden von mehr oder weniger heftigen Erregungszuständen begleitet, die ebenfalls durch die Amygdala ausgelöst werden und die uns zu einem bestimmten Handeln drängen wollen. Bis zu dem Moment, in dem wir die Gefühle spüren, ist alles in Bruchteilen von Sekunden unbewusst, passiv und vollautomatisch in der Amygdala abgelaufen, also ohne jede Möglichkeit der Steuerung! Es kann auch vollautomatisch mit einer Reaktion der Amygdala weitergehen, muss es aber nicht. Wir können den Verstand aktiv einschalten und zu einem nach unserer Meinung relativ geplanten Verhalten kommen (vergl. Ajzen 1991).

Stufe 4 Prüfung der Dominanz der Situation - Auswahl der Aktionsform
Im nächsten Schritt wird geklärt: Kann ich mir auf effiziente Weise die Bedürfnisbefriedigung sichern / das Bedürfnisdefizit abwehren?

Bei subjektiv erlebter oder erwarteter Bedürfnisbefriedigung erweckt die Amygdala in uns sofort einen individuell durchaus unterschiedlich heftigen Willen, die Bedürfnisbefriedigung zu sichern bzw. Bedürfnisdefizite abzuwehren. Ihre Entscheidung übermittelt sie in Erregungsimpulsen an den PFC. Dort angekommen wird uns unsere Stimmungslage nun bewusst. Und je nachdem, ob wir nun Bedürfnisdefizite oder Bedürfnisbefriedigung spüren, haben wir die Möglichkeit, aus einem Set möglicher Strategien diejenige auswählen, von der wir uns das effiziente Erreichen des Ziels versprechen (siehe auch Fishbein & Ajzen 1975). Die Wahl der Strategie selbst erfolgt in Abhängigkeit vom Gefühl der Dominanz der Situation sowie in Abhängigkeit von der Ausprägung des persönlichen Normen- und Wertesystems bzw. aus den sich daraus ergebenden Einstellungen (vergl. auch Snyder 1982, Fazio 1990). Je mehr ich mich dominierend fühle und je größer mein Überschuss an Ressourcen ist, umso selbstbewusster kann ich agieren und meine Strategie selbst bestimmen (vergl. Bandura 1986).

Stufe 5 Lernen aus den Folgen (vergl. Bandura 1986)
Erfolgt eine Aktion oder Reaktion, wird gleichzeitig ein Lernprogramm aktiviert. Dieses zeichnet sofort auf, welches Ergebnis unser Handeln erbringt: Ein Soll-Ist-Vergleich wird bezüglich der Auswirkungen auf die Bedürfnisstruktur gezogen.
Dabei wird bewertet, inwieweit die eigenen Reaktionen auf den Umweltzustand die von uns erwarteten Wirkungen ausgelöst haben und inwieweit die erwarteten Auswirkungen auf unsere Bedürfnisstruktur in welchem Ausmaß erfolgt sind. Waren wir erfolgreich, können wir unser Handlungsmuster für gleiche Situationen, die vorwiegend im Frontallappen gespeichert sind, beibehalten. Das Schubladendenken wird im Guten wie im Bösen verstärkt. Wenn nicht, müssen wir uns neue Muster überlegen. Dieses soziale Lernen hat mit dem Lernen in der Schule nichts zu tun, weil es über andere Verbindungen im Gehirn läuft.

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