Menschen -die Macht ausüben
Weshalb wollen Menschen Macht? Weil Macht die Möglichkeit bietet, über andere zu verfügen, weil Macht die Möglichkeit bietet, eigene Lebensträume durch Andere umsetzen zu lassen, weil Macht die Möglichkeit bietet, sich hinter anderen zu verstecken, eigene Unfähigkeit zu verbergen (delegieren!), weil Macht die Möglichkeit bietet, eigene Anstrengungen zu reduzieren (Faulheit kaschieren), weil Andere die Arbeit für einen erledigen.
Macht über andere Menschen haben zu wollen, kann aus sehr unterschiedlicher Motivation heraus erfolgen. Ganz übel ist es, wenn Macht zur uneingeschränkten Selbstverwirklichung ohne Rücksicht auf andere benutzt wird. Das erleben wir leider sehr häufig gerade in Positionen, in denen eigentlich Macht verliehen wurde, um sie um Wohle eines Unternehmens, oder, auf politischer Basis, zum Wohle des Volkes zu benutzen. Das geht nämlich auch.
Grundsätzlich kann Macht zu zwei Zwecken ausgeübt werden. Einmal kann Macht dazu benutzt werden, um sinnvolle Ziele zu erreichen, die auch denen nutzen, die selbst nicht die Macht haben. Zum andern ist Macht das mächtigste Instrument,um das eigene Überleben auch in extrem komfortabler Weise zu sichern. Wer die Macht hat, hat es geschafft. Daher zählt für viele Männer, mehr als für Frauen, Macht auszuüben zum Lebensglück.
Nichts kann so sehr die eigene Überlegenheit nach außen verdeutlichen wie die Macht, die man ausüben kann. Superman zu sein, der Bessere, Überlegenere und Wichtigere zu sein, wird für alle deutlich! Weil es sich also persönlich unglaublich lohnen kann, Macht zu haben und zu zeigen, ist der autoritäre Führungsstil weltweit mit Abstand der gebräuchlichste Stil der Führung in Politik, Wirtschaft und im Privatleben.
Um sich selbst die Macht zu sichern, kann Befriedigung aus allem asozialen Verhalten gezogen werden, zu dem ein Mensch fähig ist: Korruption zum Kauf von willigen Vasallen, Desinformation und Verschweigen unerwünschter Wahrheiten, Intrigen, Lügen, Fälschungen, sowie Drohungen, Prügel auch Mord zum Ausschalten von potentiellen Konkurrenten um die Macht, alles ist dem Machthaber erlaubt, solange er durch Vasallen genügend Rückendeckung hat, die auch die schlimmsten Verhaltenweisen decken.
Machtausübung ist interessant, da die Machthaber mit ihrem autoritären Auftreten doppelte Bedürfnisbefriedigung erfahren: Ihr Ego wird gestärkt, da sie sehen, dass andere in ihrem Sinn funktionieren und sie sparen Energie, da andere den Aufwand haben und sie den Erfolg. Angst ist ein sehr starker Motivator, Menschen im Sinne des Machtausübers funktionieren zu lassen. Daher lohnt es sich für Inhaber der Macht, andere so in Angst und Schrecken zu versetzen, dass sie willig im eigenen Interesse funktionieren. Das erspart dem Machtausüber eigenen Energieaufwand. Darüber hinaus gibt das Ausüben von Macht an sich vielen einen richtigen Kick. Andere Menschen in Angst und Schrecken zu sehen, zeigt, dass die eigene Überlegenheit anerkannt wird. Das wird als Erfolgserlebnis genossen.
Machtausübung geht jedoch fast immer auf Kosten anderer! Bereits im Altertum ließen es sich die freien Bürger in Griechenland, der Wiege der Demokratie, auf Kosten ihrer Sklaven gut gehen. Auf dem Rücken der Entrechteten hatten sie Gelegenheit, sich mit Philosophie, Religion und weltanschaulichen Überlegungen die Zeit zu vertreiben. Im römischen Reich war es ähnlich. Irgendwo gab und gibt es immer die Herrschaftsschicht, die sich von Sklaven oder dem Volk ernähren lässt. Versailles grüßt. Als Kaiser und König von Gottes Gnaden war man dem Pöbel ja auch keinerlei Rechenschaft schuldig.
Und so geht das bis heute. In Afrika werden viele Länder bei Hungerkatastrophen von außen unterstützt, während die Herrschaftsschicht in diesen Ländern ungerührt bleibt. Ökonomisch betrachtet ist ihr Verhalten sinnvoll, da sie sich auf die Hilfslieferungen von Gutmenschen verlassen können. Weshalb sollten sie ihr Verhalten ändern?
Der Anlass zur Machtausübung kann aber auch sehr banal sein. Ein Blick eines Fremden genügt, und manche Aggressoren können von null auf hundert komplett außer Kontrolle geraten. Immer wieder berichten die Medien von Schlägern, die andere aus nichtigen Gründen zu Tode prügeln und treten. In Berlin bekommt man dann zur Belohnung zwei Jahre Haft auf Bewährung, besonders wenn man eigentlich aus gutem Haus kommt.
Und auch ganze Gemeinschaften möchten Macht über andere Gemeinschaften ausüben und sie dominieren. Aus dem egozentrierten, individuellen Bedürfnis seiner einzelnen Mitglieder nach Bedeutung und Macht, entwickelt sich in der Gemeinschaft selbst ein kollektives Bedürfnis nach Bedeutung und Macht. Wir sind die Besten! Andere Gemeinschaften können nur als zweitrangig empfunden werden (vergl. Eibl-Eibesfeld 1984 und 1995).
Ganze Mobs prügeln sich daher vor, während und nach Fußballspielen, weil sie sich dazu verpflichtet fühlen, als Pöbelanhänger des einen Vereins die Pöbelanhänger anderer Vereine klein zu machen. Das ist voll hirnfreie Zone, aber auch volle Bedürfnisbefriedigung, wenn man mal wieder so richtig zugeschlagen und zugetreten hat. Die Rivalität zwischen Schalke und Dortmund im Kampf um die Vorherrschaft im Ruhrgebiet ist grotesk.
Aber nicht nur der Mob, auch die politische Elite eines Landes führt den Kampf um die Macht als Kampf von Partei gegen Partei. Erarbeitet eine Partei einen Vorschlag, wird dieser von den anderen Parteien schon reflexartig als völlig untauglich, als Klientelpolitik und, wenn ihnen sonst nichts mehr einfällt, mindestens als unsozial und ungerecht diskreditiert.
So ist Politik auch in unseren westlichen Staaten nicht daran ausgerichtet, was das Beste für das Volk ist, sondern daran, was der Widerwahl dient. Und wenn Parteien im Wahlkampf nicht genug aufeinander einschlagen, jammert die Presse, dass der Wahlkampf doch viel zu zahm sei und nur noch Kuschelkurs gefahren werde, der keinen befriedigt. Im September 2020 hat der aktuelle Parteiführer der FDP daher die Parteisekretätin zum Abschuss frei gegeben, weil sie "nicht kämpferisch genug" war. Kluge Ideen vorzutragen reicht nicht. Man muss sie in andere hineinprügeln?
Und so geht auch Ethnie gegen Ethnie. In Amerika, Australien, Neuseeland wurde die einheimische Bevölkerung von Einwanderern jeweils bis zur Bedeutungslosigkeit dezimiert. In Afrika herrschen ständige Kämpfe zwischen einzelnen Stämmen um die Vorherrschaft in bestimmten Gebieten. Serbien als Vielvölkerstaat ist wegen seiner ethnischen Konflikte auseinandergefallen, und wegen des Kampfes um die Vormachtstellung gibt es keine Ruhe zwischen den Israelis und ihren Nachbarländern. Jedes Volk beansprucht die Macht für sich alleine.
Alle Glaubensrichtungen und Sekten basieren auf dem Anspruch, allein im Besitz der einzig gültigen Wahrheit zu sein, die unantastbar und unbestreitbar ist und nach der alle anderen zu leben haben.
Weil irgendwelche Religionsgelehrte glauben, dass ihre Religion es verbietet, dass Mädchen lesen und schreiben lernen, gehen in Pakistan nur etwa 40% der Mädchen zur Schule. Bildung für Mädchen ist für diese Fundamentalisten eine Beleidigung ihres Gottes, der Männer und Frauen ungleich geschaffen hat! So soll es sein, so muss es bleiben!
Auch die Gutmenschen in unserem Lande, vor allem die Profidemonstranten für das Gute und gegen das Gefährliche und Böse, glauben sich im Besitz der Wahrheit. Sie wissen, was für Menschen gut ist und was nicht. Und da sie vor dem, was sie für gefährlich halten, Angst haben, muss das, was ihnen Angst macht, insgesamt verboten werden. Wie gläubige Moslems die Scharia als gottgewolltes Rechtssystem über menschliche Rechtssysteme stellen, so stellen Gutmenschen ihre Wahrheit über unser demokratisches Rechtssystem.
Atomenergie, Gentechnik, konventionelle Landwirtschaft und konventionelle Medizin sind für sie nicht gut oder sogar gefährlich. Aus dieser Einstellung heraus folgt der unermüdliche Don-Quijchote-mäßige Kampf gegen alle politischen Entscheidungen, die nicht ihren Zielvorstellungen entsprechen, fest unterstützt durch Gleichgesinnte in Presse, Rundfunk und vor allem dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Deutschland muss eine Insel der Glückseligen werden. Daher muss die Verschwendung von Ressourcen im Bioanbau und in der Beschaffung regenerativer Energien gefördert werden.
Zum Lebensglück der Gutmenschen gehört es, immer wieder einmal "Zeichen zu setzen", Menschenketten zu bilden, am Abend Kerzen anzuzünden, auf Pegida-Demonstranten einzuprügeln. Und weil der Zweck immer ihre Mittel heiligt, dürfen Gutmenschen auch Bahngleise entschottern, Straßenzufahrten blockieren, Polizisten und Politiker unflätig beschimpfen, denn das alles dient dem Verhindern der von ihnen wahrgenommenen Gefahr. Alle anderen Menschen, die nicht das wollen, was Gutmenschen wollen, sind dumm, vom Kapital gekauft oder von Interessengruppen manipuliert.
Daher: Alle Macht den Gutmenschen, denn sie wissen, was für andere gut ist!
So sind auch unsere öffentlich-rechtlichen Medien längst von der Berichterstattung zum betreuten Denken über gegangen. Sie haben die Informationsmacht und sie nutzen sie rücksichtslos. Nachrichtenübermittlung und Faktenschilderung sind weitestgehend ersetzt durch "Haltung zeigende" Meinungen und Kommentare. Journalisten sind ersetzt durch Haltungzeiger!
Äußerst toleranzresistent bringen auch gerne mal streikende Minderheiten des öffentlichen Dienstes, der Deutschen Bahn oder Lufthansa den Verkehr zum Erliegen. Ein Unrechtsbewusstsein dafür, dass sie unbeteiligte Menschen nötigen, stundenlang im Stau auszuharren, sich auf kalten Bahnsteigen die Füße in den Bauch zu stehen, Menschen zu nerven, die auf die Erfüllung ihrer Forderungen nicht den geringsten Einfluss haben, ist ihnen völlig fremd. Für sie zählt nur der Rabatz für die eigenen Interessen, die mit Gewalt durchgesetzt werden sollen, und sonst gar nichts.
Dabei beweisen sie nur, dass man das Hirn zur Regelung von Meinungsunterschieden nicht einsetzen muss. Es ist halt auch einfach eine tolle Geschichte sich selbst im Fernsehen zu sehen, den Gewerkschaftsplastik umgehängt, im Mund die Trillerpfeife, in der einen Hand die Bierdose, in der anderen Hand die Marlboro. Der wieder einmal wahr gewordene Traum von Allmacht, Freiheit und Abenteuer!
Alles das sind Spontangemeinschaften, für die ihre eigenen Interessen so wichtig sind, dass sie kein Gefühl mehr dafür haben, dass sie die gleichberechtigten Interessen anderer glatt missachten.
Beispielhafte Faktoren der Bedürfnisbefriedigung:
- eigene Ziele erreichen, auch gegen den Willen anderer
- selbst Macht, inklusive körperlicher und psychologischer Gewalt, gegen andere ausüben, privat, am Arbeitsplatz, im Verein, in der Politik;
- offizieller Leiter, Vorgesetzter sein,
- informeller Führer, Meinungsmacher, Trendsetter sein,
- andere im Alltagsleben dominieren.
- es genießen, andere einzuschüchtern, zu erniedrigen, zu zerstören, leiden zu sehen.