Wie der Effizienztrieb unser Handeln beeinflusst
Wir wollen noch einmal zusammenfassend einen sehr wesentlichen Punkt unserer Motivation herausstellen: Bevor wir selber Energie investieren, loten wir gerne aus, ob es sich nicht anbietet, andere für uns arbeiten zu lassen um so eigene Energie zu sparen.
Diese Abwägung erfolgt jedoch nicht in den Bereichen, in denen Lust der motivierende Faktor ist. Alles, was Lust bereitet, müssen wir uns persönlich sichern, damit es als Bedürfnisbefriedigung wirksam werden kann.
Drei weitere Beweggründe wollen uns gerne dazu veranlassen, einen Nutzen ohne eigenen Aufwand zu erreichen.
Trotz Unlust zum Ziel kommen
Sie kennen doch auch Ihren Alltag. Sie würden gerne einen Kaffee trinken, haben aber keine Lust darauf, Kaffee zu kochen oder gar hinterher das Geschirr zu spülen. Was tun Sie dann, um doch an Ihren Kaffee zu kommen? Sie delegieren an die Auszubildende!
Die Tätigkeiten und Aufgaben, mit denen uns keine primäre Motivation verbindet, obwohl die Ziele und Ergebnisse für uns wichtig sind, versuchen wir gerne abzuwälzen. Je mehr aus "keine Lust" sogar heftige Unlust auf die Tätigkeit wird, umso größer ist der Drang, jemand zu finden, der die Arbeit für uns erledigt. Daher wird Aufräumen oder Putzen gerne den schwächsten Mitgliedern oder den neuen Kollegen in der Gruppe aufgetragen.
Eigene Fähigkeiten und Kompetenzen sind (allein) nicht ausreichend
Immer dann, wenn wir selbst zu schwach sind, wenn wir uns selbst in einer Angelegenheit als inkompetent erleben, benutzen wir gerne andere, die für uns die Kastanien aus dem Feuer holen sollen. Wenn ein Kind mit anderen Kindern nicht zurechtkommt, wendet es sich an seine Mutter, damit die die Ziele erreicht, die ihm, dem Kind, wichtig sind. Wenn wir selbst nicht bohren und nicht schweißen können, suchen wir jemand, der das für uns erledigt.
Solange Letzteres auf einem vernünftigen Geben und Nehmen basiert, ist das auch in Ordnung. Dann reden wir von Kooperation. Wenn die permanente Hilfe durch andere jedoch zum "Programm" wird, dann führt dies zur Ausbeutung derjenigen, die ständig um Hilfe angefleht werden.
Eigenes Handeln birgt ein (unkalkulierbares) Risiko (tertiäre Motivation)
Wir Menschen aktivieren andere auch dann gerne, wenn wir subjektiv annehmen, dass aus unserem eigenen Handeln, oder aus eigenen Entscheidungen, ein Risiko für uns selber erwachsen könnte. Dann erwacht in uns Angst vor dem Handeln, Angst davor, Entscheidungen zu treffen, und wir sind froh, wenn wir jemand finden, der uns das Handeln oder die Entscheidung abnimmt.
In Unternehmen berufen unsichere Vorgesetzte gerne Besprechungen ein, um "gemeinsame" Entscheidungen zu fällen. Auf diese Weise glauben sie sich abzusichern und das Risiko von sich selbst auf die Mitarbeiter abwälzen zu können. "Wir haben das doch gemeinsam beschlossen!"
Vorgesetzte lassen auch mal gerne durch willige und nützliche Mitläufer gezieltes Intrigieren gegen Entscheidungen "von oben", gegen Konkurrenten um Aufstieg und Machtzuwachs, gegen unliebsame Mitarbeiter als Mobbing erledigen. Sie selber sind aus der Schusslinie, spielen nach außen den Saubermann und erreichen ihre Ziele, ohne selbst einen Finger krumm zu machen und, ganz wichtig, ohne selbst ein Risiko einzugehen. Sie waschen im Zweifel ihre Hände in Unschuld.