<Der Effizienztrieb steuert die Entscheidung über Aktivität und Inaktivität

Wann Motivation zum Handeln führt

Entscheidung über eigene Aktivität und Inaktivität

Ein bisher arbeitsloser junger Mann hat sich zum Ziel gesetzt, eine Berufsausbildung zum Mechatroniker (Kfz) zu absolvieren. Das möchte er, weil er einen positiven Nutzen in einer Ausbildung an sich sieht, er gerne an Autos schraubt und er auch mit der Ausbildung andern imponieren möchte. Gleichzeitig verspürt er jedoch auch Druck von der Arbeitsagentur, die ihm Hartz IV kürzt, wenn er sich nicht endlich eine Arbeit sucht. Sein Problem ist auch, dass er nicht gerne lernt und wenig Zugang zu theoretischen Stoffen hat. Daraus rührt Angst, sich in der Schule zu blamieren. Visualisiert stellt sich seine Motivationsstruktur bezüglich der Quellen, also aus welchem Bedürfnis die Motivation herrührt, und der Richtung, in die sie wirkt, so dar:

Quellen und Richtungen der Motivation

Im Bereich der Primären Motivation liegen zwei starke negative Strebungen mit 90 EÄ und 50 EÄ vor sowie eine positive Strebung der Stärke 60 EÄ. Sie sind leicht dem Bedürfnis nach Genuss zuzuordnen.

Im Bereich der Sekundären Motivation liegen zwei unterschiedlich starke positive Strebungen der Stärke 70 EÄ und 60 EÄ vor sowie eine negative Strebung der Stärke 70 EÄ. Berührt werden zumindest die Bedürfnisse nach Selbstbestimmung und nach Anerkennung durch die Umwelt.

Im Bereich der Tertiären Motivation liegt eine "positive" Strebung der Stärke 90 EÄ vor sowie eine negative Strebung der Stärke 60 EÄ. Hier sind Bedürfnisse nach Anerkennung sowie das Bedürfnis nach Sicherheit involviert.

Die Aufrechnung ergibt einen positiven Saldo von +10 EÄ. Das bedeutet, dass momentan die Motivation für das Erlernen eines Berufes tendenziell knapp eine positive Zuwendung erfährt. Das kann morgen aber schon wieder anders sein, wenn eine andere Beurteilung der Situation zu einem andern Ergebnis für Bedürfnisbefriedigung und Bedürfnisdefizit kommt.

Diese Motivation steht im Moment auf sehr schwachen Beinen und wird wahrscheinlich nicht verhaltenswirksam. Denn auch der stärksten Motivation, also dem stärksten Drang nach Bedürfnisbefriedigung oder Abwehr eines Bedürfnisdefizits, steht ja gleichzeitig entgegen, dass ein Aufwand betrieben werden muss, um die Bedürfnisbefriedigung zu erreichen, oder das Bedürfnisdefizit abzuwehren.

Wir sehen oben auch einen grauen Balken rund um das Feld -20 EÄ bis +30 EÄ. Dieses Feld symbolisiert das Wirken des Effizienztriebs, bzw. das Verharrungsvermögen, das von ihm ausgelöst wird. Wir haben bereits festgestellt, dass wir Energie aufbringen müssen, wenn wir uns zum Zweck der Bedürfnisbefriedigung selbst an die Arbeit machen müssen. Also muss, damit sich eine eigene Aktivität lohnt, der Nutzen, die EÄ, die wir erzielen, größer sein als der Aufwand, nämlich die EÄ, die wir investieren müssen. Also verharren wir Menschen im Energiesparmodus, in Untätigkeit, wenn wir nicht subjektiv sicher sind, dass der Nutzen aus der Bedürfnisbefriedigung oder der Abwehr eines Bedürfnisdefizits größer ist als der Aufwand, (Kosten), den wir betreiben müssen um Bedürfnisbefriedigung oder die Abwehr eines Bedürfnisdefizits zu erreichen. Das wiederum bedeutet, dass sich eine Bedürfnisbefriedigung oder ein Bedürfnisdefizit für viele schon mehr oder weniger deutlich abzeichnen muss, bevor sie sich aufraffen, um überhaupt aktiv zu werden.

Das Verharrungsvermögen, oder auch Beharrungsvermögen, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Es gibt Leute, die ständig vor Aktivität sprühen und immer dabei sind, etwas zu bewegen. Und es gibt Menschen, die es sich sehr genau überlegen, ob sie sich bewegen oder nicht.

Selbst wenn man Motivation nicht mit einer Kardinalskala "messen" kann, auf einer Ordinalskala ließe sich nach unser Meinung jedoch bei bewusster Auseinandersetzung mit der Materie die momentane Motivationsstruktur als Ausdruck unserer momentanen Bedürfnisstruktur erkennen. Man tut es halt verständlicherweise nicht im Alltag. Natürlich geht kein Mensch hin und erstellt sich quasi eine Motivationsrechnung. Diese Darstellung soll jedoch das Verständnis dafür wecken, dass Motivation bewusst, häufiger jedoch unbewusst aus unterschiedlichen Bedürfnissen gespeist, sehr unterschiedlich in der Tendenz und sehr unterschiedlich in der Stärke sein kann. Sie wird letztendlich jedoch zu einem Entscheidungsmoment führen.

Wir erachten weiterhin das Segment des Verharrungsvermögens als asymmetrisch in dem Sinne, dass sich Menschen eher schneller aktivieren, um Bedürfnisdefizite abzuwehren, als sich zu aktivieren, um einen zusätzlichen Nutzen zu realisieren.

Der junge Mann wird aktiv, wenn ein Bedürfnisdefizit <20 EÄ oder eine Bedürfnisbefriedigung >30 EÄ erkannt wird. Da der Saldo jedoch nur +10 EÄ beträgt, ist kaum anzunehmen, dass er trotz resultierender positiver Motivation tätig wird und einen Ausbildungsbetrieb sucht.

Dass sich Motivation situativ sehr schnell ändern kann sehen Sie jedoch am Beispiel 2.

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