Die unterschiedliche Funktion des Sexualtriebs bei Mann und Frau
Der Sexualtrieb hat die Funktion, das Überleben der Menschheit durch Überleben der "Bestangepassten" zu sichern.
Darwin und Dawkins haben formuliert, dass die verschiedenen Lebensvariationen im "Kampf ums Dasein" in Abhängigkeit von Umweltbedingungen und Lebensräumen konkurrieren. Die "Fittesten" im Sinne von Bestangepassten setzen sich durch, denn sie können ihre eigenen Gene durch Sex mit einem heterogenen Geschlechtspartner am erfolgreichsten verbreiten (Darwin 1872, Dawkins 1989).Variationen der Gene durch Mutation und sexuelle Rekombination sind im Kampf um Lebensräume optimale Optionen, denn Variationen der Gene sind eine wesentliche Voraussetzung dafür, überlebensfähige ökologische Felder zu besetzen, um sich entweder aus dem Kampf ums Dasein mit andern durch Besetzung von Nischen möglichst herauszuhalten oder die Fähigkeit zu entwickeln, sich in möglichst vielen Lebensräumen und auch in unvorhergesehenen Situationen, die in den Lebensräumen eintreten könnten, zu behaupten (siehe Darwin 1872).
Mutationen setzen sich unter der Bedingung durch, dass sie quasi sprunghaft zu einer besser angepassten Version des Bisherigen führen. Besser angepasst können sie sich sicherer und manchmal auch schneller vermehren(Darwin 1872).Makova und Li zeigten, dass das männliche Erbgut vier- bis sechsmal häufiger mutiert als das weibliche (Makova & Li 2002). Das rührt daher, dass sich die Spermien der Männlichen häufiger teilen als die Eier der Weiblichen. Unvollkommene Teilungen der Spermien ergeben eine höhere Rate an Mutationen. Mutation ist daher männlich dominiert.
Der Spezies "Mensch" gelingt das Überleben durch genetische Variation jedoch nicht primär durch Mutation, sondern in nahezu optimaler Form durch Sex von Mann und Frau, wobei je ein halber Chromosomensatz von Mann und Frau zu einem neuen eigenständigen Chromosomensatz eines neuen Lebens verschmelzen.
So entstehen permanent neue Varianten voneinander verschiedener Träger der Erbsubstanz. Evolutionär-biologisch betrachtet ist die Erreichung dieses Ziels der alleinige Zweck der Sexualität (siehe Bischof 1980). Gleichgeschlechtliche Formen der Sexualität, die keine neuen Träger von Erbsubstanz erzeugen, sind evolutionär-biologisch sinnlos.
Die sexuellen Funktionen von Männern und Frauen als jeweiligen Trägern des jeweils halben Chromosomensatzes sind jedoch nicht gleich. Aus dem Geschlecht und der Aufgabe des Geschlechts an sich heraus verhalten sich Männer als Produzenten von Samen und Frauen als Produzenten von Eiern unterschiedlich.
Der Mann, als Produzent von Samen, kennt im Gegensatz zur Frau keine unfruchtbaren Tage. So kann jede einzelne sexuelle Tätigkeit mit einer Frau den Zweck der Reproduktion erfüllen. Je öfter ein Mann als Samenspender agiert, umso häufiger kann er einen Replikationserfolg erzielen. Kleinlich gerechnet könnte er es zwischen dem 15. und 75. Lebensjahr schaffen, durchschnittlich in jedem einzelnen Monat 25 Frauen zu schwängern, Daraus ergibt sich ein potenziell möglicher Reproduktionseffekt von 18.000 Nachkommen.
Eine Frau als Eierproduzentin erfüllt eine ganz andere Funktion. Sie braucht nicht häufigen Sex, sondern Sex einmal an einem ihrer wenigen fruchtbaren Tagen um einen Reproduktionserfolg zu sichern.
In der Zeit der Schwangerschaft und Laktation kann die Frau allerdings, im Gegensatz zum Mann, keinem weiteren Kind zusätzlich zum Leben verhelfen. So ist sie in der Periode ihrer aktiven Geschlechtlichkeit, die wir pauschal zwischen dem 10. und 60. Lebensjahr großzügig ansiedeln wollen, in der Lage, maximal 60 Kinder zur Welt zu bringen.
Das heißt: Zwischen Männern und Frauen besteht ein sehr, sehr großes Ungleichgewicht bezüglich der Fähigkeit zur Reproduktion.
Hört mit der Abgabe des Samens bei einem Mann dessen Investment zunächst einmal auf, fängt mit der Aufnahme des Samens das Investment bei der Frau erst richtig an, garantiert für mindestens neun Monate. In dieser Zeit ernährt und beschützt die Frau das neue Leben in und mit ihrem Körper. Doch mit der Geburt sind die direkten Investitionen der Frau noch nicht beendet. Mit der Milch der Mutter, die kein Vater produzieren kann, wird das Baby bis zu drei Jahre am Leben gehalten. Bis es sich selbst mit Nahrung versorgen kann, dauert es wesentlich länger. Bis dahin muss es ernährt werden, was in aller Regel weiter Sache der Frau war.
Bezüglich Reproduktionsmenge liegt also das Übergewicht deutlich beim Mann, bezüglich der Investitionskosten deutlich bei der Frau (vergl. Trivers 1972, Buss & Schmitt 1993). Daraus ergeben sich sehr unterschiedliche sexuelle Veranlagungen bei Mann und Frau, die wir im Buch ausführlich beschreiben.