Intrinsische und extrinsische Motivation?
Deci und Ryan beschreiben eine intrinsische und eine extrinsische Motivation (vergl. Deci 1975, Deci & Ryan 1985, Ryan, & Deci 2000). Die Attributionstheorie besagt jedoch, dass die Dinge und Ereignisse selbst neutral sind. Wir ordnen ihnen nur Ursache-Wirkungs-Beziehungen und Bedeutungen zu, zum Beispiel als Mittel der Bedürfnisbefriedigung zu dienen oder nicht oder als Mittel ein Bedürfnisdefizit abzuwenden oder nicht (vergl. Epiktet, Kelley 1978, Weiner 1974). Nur wenn ein jetzt als nutzentauglich bewertetes Ding oder eine nutzentaugliche Situation auf eine bestimmte interne Bedürfnisstruktur trifft, kann dies als extrinsischer Auslöser einer Aktion für jemand dienen, der seine Bedürfnisse befriedigen oder ein Bedürfnisdefizit abwenden will.
Beispiel: Es soll in einer Werkstatt ein Werkstück angefertigt werden.
- Ein Arbeiter strengt sich an, da es ihm einfach Freude bereitet, dass er aus ein paar Stücken Metall etwas zaubern kann.
- Ein Arbeiter hat keine Lust, sich die Hände schmutzig zu machen, und weigert sich.
- Ein Arbeiter hat keine Lust, sich die Hände schmutzig zu machen, und weist einen Auszubildenden an, die Arbeit für ihn zu erledigen.
- Ein Arbeiter strengt sich an, da ihn die Prämie reizt.
- Ein Arbeiter weigert sich, da ihm die Prämie zu niedrig ist.
- Ein Arbeiter traut sich die Arbeit nicht zu. Dennoch strengt er sich an aus Angst vor eigenem Versagen und aus Angst vor der Reaktion des Meisters auf dieses Versagen.
- Ein Arbeiter traut sich die Arbeit nicht zu. Er meldet sich krank, weil er sich vor den anderen nicht blamieren will.
- Ein Arbeiter traut sich die Arbeit nicht zu. Aus Angst sich zu blamieren, bittet er jemand, die Arbeit für ihn zu erledigen.
Die gleiche Situation und acht verschiedene mögliche Reaktionen! An diesem Beispiel sehen wir, dass die Dinge keinen immanenten Selbstwert und damit auch keine extrinsische Motivation besitzen, da ihnen individuell völlig unterschiedlich ein Wert zugeordnet werden kann oder nicht. Daher lässt den einen eine Sache völlig kalt, die dem andern als sehr erstrebenswert erscheint, und ein Dritter arbeitet gegen die Situation an, da er das mit ihr verbundene Bedürfnisdefizit meiden will.
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