Ursprung und Wesen der Bedürfnisse
In Geltungstrieb, Lebenstrieb, Sexualtrieb als Zieltrieben und im Effizienztrieb als Prozesstrieb sind die Urstrebungen des Naturprogramms manifestiert. Aus ihnen leiten sich Bedürfnisse ab. Im Zustand der Bedürfnisbefriedigung sind Bedürfnisse nicht mehr motivierend. Nichts drängt uns zum Handeln, da die Bedürfnisse ja befriedigt sind. Aber Bedürfnisbefriedigung hält nicht dauerhaft an. Irgendwann läßt die Befriedigung nach was wir am Auftreten von Bedürfnisdefiziten spüren. Diese wahrgenommenen Bedürfnisdefizite sind es, die Motivation wecken, uns also zum Handeln drängen wollen. Wenn wir eine Zeitlang keine Kleider gekauft haben, spüren wir auf einmal, dass uns etwas fehlt - ein neues Kleidungsstück. Das Bemerken des Fehlens ist das Signal, dass ein Bedürfnisdefizit entstanden ist.
Bedürfnisse sind immer latant vorhanden und können nicht geweckt werden im Sinne von neu geschaffen. Sie können jedoch punktuell befriedigt werden, sodass sie eine Zeitlang als Antrieb zum Handeln nicht wirksam sind.. Haben wir zum Beispiel frisch gegessen, ist das Bedürfnis nach Nahrung erst einmal gedeckt. Das merken wir daran, dass sich während des Essens ein Sättigungsgefühl als Signal der Bedürfnisbefriedigung einstellt und uns nicht mehr dazu drängt weiter zu essen, sondern uns sogar veranlasst Nahrung, die gegebenenfalls noch vorhanden ist, nicht mehr anzurühren. Allerdings stellt sich nach einiger Zeit des Energieverbrauchs wieder Hunger als Signal eines wieder aufgetretenen Bedürfnisdefizits ein. Dieses Signal drängt uns neuerlich dazu Energie, also Nahrung, aufzunehmen.Es entsteht folgender Kreislauf:
Bedürfnisdefizit wird als Motivation, als Drang zum Handeln wahrgenommen - Aktion zur Bedürfnisbefriedigung wird gestartet - Bedürfnisbefriedigung tritt ein mit Signal zum Stoppen der Aktivität - Abklingen der Bedürfnisbefriedigung im Zeitablauf - entstehen eines neuen Bedürfnisdefizits, das neuerlich als Motivation, als Drang zum Handeln wahrgenommen wird.
Von den Bedürfnissen zu unterscheiden sind die Mittel, die zu einer Bedürfnisbefriedigung führen. Diese Mittel unterliegen zum einen einer gewissen Variabilität, zum andern dem technischen Fortschritt. Das heißt, dass die Tauglichkeit der Mittel, wirklich als Mittel zur Bedürfnisbefriedigung zu dienen, subjektiv variiert und zum Teil vom jeweiligen Stand der Technik abhängt.
Alle Menschen kaufen etwas, aber nicht jeder das Gleiche und schon gar nicht aus dem gleichen Grund. Was dem einen taugt, wird er kaufen. Dem andern taugt es nicht, also wird er es nicht kaufen. Weshalb etwas einem taugt, dem anderen aber nicht, lässt sich jedoch nicht vorhersagen. Deshalb wird in der Betriebswirtschaftslehre und im Marketing die Konstruktion der Blackbox (schwarzer Kasten) verwendet. In ihr bleibt verborgen, weshalb etwas geschieht. Wichtig ist auch zu erkennen, dass viele Dinge wegen ihres abnehmenden Grenznutzens mit zunehmendem Ge- oder Verbrauch ihren Reiz verlieren. Dann taugen sie nicht mehr zur Befriedigung der Bedürfnisse. Was jetzt nutzt, kann schon wenig später nicht mehr nutzen.
Hinzu kommt, dass unsere Bedürfnislage in manchen Bereichen ständig wechselt. Das ist sehr gut zu sehen wenn wir unsere Gewohnheiten zu Nahrungsaufnahme und Kleidung betrachten - was esse ich heute, wie kleide ich mich heute. In anderen Bereichen ist sie relativ stabil. Das sind vor allem die Bereiche unserer Vorlieben, und die Bereiche in denen wir langfristig wirksame Ziele verfolgen. Das Streben nach einem eigenen Haus ist als Bedürfnisdefizit langfristig wirksam, nämlich so lange, bis das Haus steht. Dann ist das Bedürfnisdefizit ausgeräumt und damit auch die Motivation zum Handeln. Eine nachhaltig andauernde Bedürfnisbefriedigung ist eingetreten, die nicht mehr zu weiteren Anstrengungen motiviert.
Auf den nächsten Seiten sind einige wichtige Bedürfnisse und die Mittel zu ihrer Befriedigung etwas ausführlicher dargestellt.