Glücklich sein oder unglücklich sein
Ob und in welchem Ausmaß ein Mensch Glück empfindet, sich glücklich und zufrieden fühlt, oder Unglück empfindet, sich unzufrieden und unglücklich fühlt, ergibt sich aus dem Saldo seiner momentan subjektiv empfundenen Bedürfnisdefizite und Befriedigungen seiner Bedürfnisstruktur (ähnlich z. B. Fishbein & Ajzen 1975, Atkinson & Heritage, 1984). Denn bezüglich unserer Bedürfnisstruktur sind in jedem Moment unseres Lebens (fast) immer gleichzeitig befriedigte und unbefriedigte oder gar defizitäre Bedürfnisse vorhanden. Damit sind auch positive Gefühle der Zufriedenheit und negative Gefühle der Unzufriedenheit mit jeweils einzelnen Umweltzuständen (fast) immer parallel vorhanden. Dabei kann es sein, dass einzelne Umweltsituationen punktuell sehr dominierend wirken, sodass alle anderen Umweltzustände bis zur Bedeutungslosigkeit versinken.
Beispiel: Ein Mann hat eine Gartenmauer gemauert und den Weg im Garten gepflastert. Es kann dann sein, dass er sehr zufrieden ist mit der Mauer, die ihm gut gelungen ist. Mit seiner Gesamtleistung ist er zufrieden. Gleichzeitig existiert in seinem Hinterkopf die Sorge um seine demente Mutter. Er fühlt sich schuldig, wenn er sie in ein Pflegeheim gibt, sein Verstand sagt ihm aber, dass keine Möglichkeiten mehr bestehen, sie zuhause zu pflegen. Alles das läuft parallel in ihm ab. Insgesamt fühlt er sich als Soldo von erlebter Bedürfnisbefriedigung und erlebtem Bedürfnisdefizit unglücklich.
Allgemein gilt: Der Saldo aus punktuellen Zuständen, die unsere Bedürfnisse befriedigen und mit denen wir zufrieden sind, und den punktuellen Zuständen, die unsere Bedürfnisse nicht befriedigen und mit denen wir daher nicht zufrieden sind, ergibt ein nachhaltiges Gesamtgefühl der Zufriedenheit oder Unzufriedenheit über unsere momentane Lebenssituation.