Realitätsverschiebung stützt das Selbstwertgefühl

Bewertung anderer erfolgen nicht objektiv

Bewusst und unbewusst nehmen wir unsere Umwelt ständig auf und beobachten und bewerten auch, wie sich andere Menschen um uns herum in konkreten Situationen des Lebens bei der Bewältigung von Tätigkeiten und Aufgaben verhalten (vergl. Kelley 1973, Weiner 1976, Fiedler 1996). Aus ihrem Verhalten leiten wir subjektiv und selbstwertdienlich ab, inwieweit auch sie in der Lage sind, als Superman zu agieren und inwieweit sie "versagen" (vergl. Miller & Ross 1975).

Aber wir bewerten die Umwelt nicht fair. Der Dunning-Kruger-Effekt bezeichnet die Tendenz inkompetenter Menschen, das eigene Können zu überschätzen und die Leistungen kompetenterer Personen zu unterschätzen (Kruger & Dunning 1999).

Realitätsverschiebung bei fremden Fehlern.

Gute Leistungen anderer werden zur Stützung des eigenen Selbstwertes gerne
...relativiert: Wenn wir ein direktes Duell verlieren, kommt schnell als Erklärung: "Ich habe mich ja nicht richtig angestrengt." Oder auch: "Ich bin im Moment leicht verletzt und konnte daher nicht voll spielen." Alles wird versucht, den Erfolg des Gegners zu relativieren und kleiner erscheinen zu lassen.
...bezweifelt und in Frage gestellt: "Das muss sich erst noch herausstellen, ob dieser Vorschlag wirklich so gut ist, wie einige nun meinen!"
...so dargestellt, als habe man selbst den größeren Teil an der Leistung: "Wenn ich ihn nicht auf ... aufmerksam gemacht hätte, dann wäre er nie zu dieser Leistung fähig gewesen." Der Erfolg hat in Unternehmen, Vereinen, Parteien viele Väter!
...kleingeredet: "Das ist doch nichts Besonderes. Das hätte jeder gekonnt!"
...in den Bereich eigener Möglichkeiten gerückt: "Das hätte ich auch - und noch besser - gekonnt."
...den günstigen Umständen zugesprochen: "Er hat einfach Glück gehabt. Normalerweise."

Umgekehrt besteht die Neigung, Fehler anderer Menschen aufzubauschen.
"Was siehst du den Splitter im Auge deines Bruders und den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?" Matthäus 7.3.

Mobbing ist eine angesagte Strategie. So achten wir von Natur aus besonders genau auf Fehler anderer und verbreiten sie gerne weiter. Denn wenn andere Fehler machen, sind sie schlechter als wir, was zu dem Umkehrschluss führt: Ich bin zwar nicht Superman, aber besser als die anderen! (Pharisäersyndrom). Und es erfüllt uns manchmal nicht nur mit klammheimlicher, sondern mit unverhohlener Freude, wenn anderen ein Missgeschick zustößt.

Fehler und mindere Leistungen anderer werden
...erfreut zur Kenntnis genommen: "Das gönne ich diesem Großmaul!"
...als Symptom der Unterlegenheit des andern gedeutet: "Er ist einfach zu dumm!"
...aufgebauscht: "Das war ein besonders schlimmer Fehler!"
...aus dem Bereich eigener Möglichkeiten gerückt: "Das wäre mir nie passiert!"
...als Dauerzustand bewertet: "Er kann es einfach nicht besser und er wird es nie lernen!"
...als Beweis für den Regelfall bewertet: "Fügt sich nahtlos in die Kette seiner Fehler ein!"

Lesen Sie mehr über das relative Selbstwertgefühl.

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