Der Geltungstrieb und seine Strebungen

Das Bedürfnisse nach Liebe, Achtung und Respekt

Aus dem Geltungstrieb entspringt ein positives Selbstwertgefühl. Aus diesem Selbstwertgefühl heraus billigen wir uns selber Ehre und Würde zu. Und Ehre und Würde dürfen nicht angetastet werden, das steht sogar im Grundgesetz in Artikel 1 zu.

Je ausgeprägter das Selbstwertgefühl ist, um so ausgeprägter ist das Bedürfnis nach Achtung und Respekt. Dieses Bedürfnis wird auch auch als Fremdachtung bezeichnet. Es wirkt so dominierend heftig in uns, dass alles, was wir als Respektlosigkeit gegenüber der eigenen Person oder der Familie erleben, als tiefes Bedürfnisdefizit empfunden wird. Auch nur vermutete Verstöße gegen das Bedürfnis nach Achtung und Respekt lösen in aller Regel heftigste (Gegen-)Aggressionen aus. In manchen Kulturkreisen kann eine Verletzung der Ehre tödlich für den Verursacher der Ehrverletzung enden. Das nennt man dann sogar "Ehrenmord!"

Als Mittel zur Gewinnung von Achtung und Respekt dient das Impression Management. als das Bestreben, den eigenen Eindruck auf andere zu steuern und zu kontrollieren(vergl. Bromley 1993, Mummendey & Bolten 1985, Piwinger & Ebert 1999, Franck 1998). Wir wollen der Öffentlichkeit gezielt die Seiten der eigenen Persönlichkeit zeigen, von denen wir uns Achtung, Respekt, Aufmerksamkeit aber auch Liebe sichern wollen

Um andere zu beeindrucken, zeigen wir gerne, dass wir gute Menschen sind. Jeder ehemalige Sportler und viele Schauspieler haben heute eine Stiftung, um benachteiligten Menschen zu helfen. Wenn man an Weihnachten in einer der Fernseh- oder Radiosendungen 10€ spendet, will man dafür im Radio genannt werden. In Fernsehsendungen laufen Bänder mit den Namen der Spender. Das sind sehr gute Mittel, um öffentlich zu machen, dass wir ein gute Menschen sind, der Achtung und Respekt verdient hat. Wir gehen auf die Straße und demonstrieren gegen Unterdrückung und Ausbeutung um zu zeigen, dass wir die Guten sind. Wir stellen Lichterketten, Menschenketten für den Frieden, gegen Waffen um öffentlich zu zeigen, dass wir die Edlen sind, die die Welt retten werden.

Insbesondere versuchen wir gerne andere durch Reden zu beeindrucken, um uns damit Achtung und Respekt zu sichern. Menschen, die uns zuhören, befriedigen dieses Bedürfnis, Menschen, die uns nicht zuhören, fügen uns ein Bedürfnisdefizit zu. Nicht zuhören ist daher ein häufiger Grund für Beziehungsstörungen.

Im Buhlen um Fremdachtung und Respekt inszenieren wir vielfach auch den Körper. Mit Piercings, Tattoos, auffälligen Frisuren und Kleidern wollen sich beide Geschlechter als außergewöhnliche Persönlichkeit zeigen. Insbesondere Frauen setzen auf vorteilhafte Darstellung ihres Körpers. Sie konkurrieren mit ihrem Körper um Männer. Chirurgie, unterstützende Kleidung und ganz allgemein die Mode bietet Frauen 1000 Möglichkeiten, ihren Körper wirkungsvoll in Szene zu setzen oder ihn bis ins Lächerliche zu verunstalten. Auch Schminke, Frisuren, Parfums dienen dazu von den attraktivsten Männern Achtung und Respekt zu erfahren.

Männer bemühen sich um "Erfolg" als sicheres Mittel um Fremdachtung zu erfahren. Der Erfolg kann sportlich, wirtschaftlich oder informell sein. Über diese Möglichkeiten zeigen Männer, dass sie gute Nahrungsbeschaffer und / oder starke Beschützer sind. So kann man Frauen beeindrucken (vergl. Eibl-Eibesfeld 1995, Grammer 1995).

Männer stellen daher gerne im Gespräch ihre Erfolge in den Vordergrund. Geldproleten zeigen die eigene Außergewöhnlichkeit über exklusiven Demonstrativkonsum, den normale Sterbliche sich nicht leisten können. PS-starke Autos, tolle Häuser, auffallende Kleidung, ausgefallener Schmuck, Urlaub in Marbella sind gute Mittel zum Zweck. Die ganz Tollen bekommen eine eigene Serie im Fernsehen. Intellektproleten inszenieren sich in Feuilletons, Interviews und Talkshows. Im Buhlen um Liebe, Aufmerksamkeit und Respekt die eigene Außergewöhnlichkeit erklären die Vordenker, die wahre Elite aus Intellektuellen, Journalisten, Professoren und Philosophen dem Rest der Welt die Welt. Kabarettisten und Satiriker diskreditieren mit Vorliebe Politiker, Banker und Manager, ziehen alles und jeden ins Lächerliche und führen dem staunenden Publikum ihre eigene geistige Überlegenheit über diese Leute deutlich vor Augen! Je tiefer sie andere hinabdrücken, umso höher steigt ihr eigener Wert.

Geldproleten fahren einen Ferrari, Intellektproleten fahren nach Bayreuth.

Das Bedürfnis nach Achtung und Respekt betrifft auch ganze Gruppen. Die Christopher-Street-Day-Karnevalveranstaltungen, mit denen Homosexuelle und Lesben jeden Sommer Sonntag für Sonntag generalstabsmäßig die Städte fluten, ist durchgeplantes Impression Management. Dass sie damit mehr Achtung und Respekt für ihren Lebensstil erzielen, ist nicht sehr wahrscheinlich, eher das Gegenteil.

Schließlich kennen wir auch in der Politik stolze Länder. Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy benötigte im Herbst 2012 zwar Geld von anderen für sein Land, empfand es aber als MAngel an Achtung und Respekt, dass die Auszahlung der Gelder mit Auflagen verbunden war.

Menschen, besonders solche, die selbst im Leben nicht besonders erfolgreich sind, haben die Möglichkeit andere Menschen als Stellvertreter auszuwählen, die für sie erfolgreich sein sollen. So pilgern Millionen von Zuschauern in die Stadien, um ihre Stellvertreter auf dem Spielfeld siegen zu sehen. Gewinnen die Stellvertreter, wird das in der Bedürfnisstruktur der Fans als eigener Erfolg gewertet. Wie die Geräuschkulisse zeigt, kann schon jedes einzelne Tor im Stadion kurzfristige Glücksgefühle auslösen. Gewinnen die Stellvertreter besonders wichtige Spiele oder gar die Meisterschaft, kann sich die Bedürfnisbefriedigung zu echten euphorischen Glücksgefühlen steigern.

Wenn die eigene Mannschaft verliert, verlieren wir jedoch auch mit. Das erzeugt ein Bedürfnisdefizit und Frustration, wenn das Bedürfnisdefizit nicht ausgeglichen wird. Dann bleibt die Niederlage als Bedürfnisdefizit solange hängen, bis sie durch Siege wieder ausgeglichen wird. Das kann sich unter Proleten so auswirken, dass die Anhänger der siegreichen Mannschaft verprügelt werden. Damit wird versucht, das eigene, durch die Niederlage erzeugte Bedürfnisdefizit auszugleichen. Bleibt die eigene Mannschaft längere Zeiten ohne Sieg oder droht gar der Abstieg, werden auch schon mal Mannschaftsbusse blockiert und vor dem Vereinsheim die Verantwortlichen zur Rede gestellt. Die Mannschaft soll gefälligst ihr Verhalten ändern und uns, den Fans, gefälligst Erfolgserlebnisse verschaffen, damit der Frust wegen Erfolglosigkeit wieder abgebaut werden kann.

Und ganz tief drinnen steckt eine tiefe Sehnsucht, die sich mit "gemocht werden", Achtung und Respekt allein nicht zufrieden gibt. Es ist die Sehnsucht, Liebe individuell von einem einzigen Menschen zu erfahren, der sonst niemand so sehr liebt wie uns. Das Bedürfnis nach Liebe, als persönliche Zuwendung eines Menschen, die nur uns selber gilt, ist sehr ausgeprägt. Es ist tief in uns verankert und führt zu großer Frustration, wenn es nicht befriedigt wird.

Das Bedürfnis nach Fremdachtung wird befriedigt wenn man

  • von außen die eigene Stellung, dass man etwas Besonderes ist und zu den Erfolgreichen gehört, bestätigt bekommt,
  • für wichtig gehalten, gelobt, respektiert, geliebt und umjubelt wird, ein "Star" genannt wird; Wikipedia listet alleine in Deutschland 25 verschiedene Preise für Film- und Fernsehschauspieler auf, und nennt 35 verschiedene Preise für Theaterschauspieler,
  • respektvolle Ehrerbietung erhält, eine Sonderstellung einnehmen darf,
  • edel ist, und andere das auch bemerken können.
Lesen Sie mehr über das Bedürfnis nach Macht

Coaching gesucht?

Wenn Sie, gerade als Führungskraft, in kritischen Situationen eine zweite Meinung hören wollen, lohnt es sich für Sie hier weiter zu lesen

Coaching fürs Berufsleben

Sie wollen sich beruflich verändern?

...und möchten das professionell machen, dann sollten Sie hier weiter lesen

Coaching für Bewerbung