Nutzenmaximierung und Rationalität

Kurzfristiger Nutzen jetzt geht vor mittel- und langfristigem Nutzen

Wir dürfen bei der Betrachtung des Nutzens nicht den Fehler machen, Nutzenmaximierung und Rationalität quasi untrennbar miteinander zu verbinden. Oft ist ganz das Gegenteil der Fall, dass Nutzenmaximierung jetzt langfristig irrationale Auswirkungen hat. Nutzenmaximierung besteht nämlich häufig darin, dass Menschen sehr willig irrationalen Gelüsten folgen, aus deren Befriedigung sie jetzt kurzfristig einen maximalen Nutzen erleben. Denken wir an den Sexualtrieb, der das Bedürfniss nach Sex weckt. Die Ausübung des Geschlechtsaktes ist in aller Regel kein rationales Verhalten, das ausschließlich auf die Erfüllung eines Kinderwunsches gerichtet ist, führt jedoch im Moment des Orgasmus zu einer ausgesprochen erfüllenden Bedürfnisbefriedigung. Und denken wir auch daran, dass zur kurzfristigen Nutzenmaximierung jetzt für Sexualverbrecher die Vergewaltigung jetzt zählt. Aber auch ohne auf Verbrechen abzuheben lassen sich in unserer "Spaßgesellschaft" viele Beispiele von vordergründiger Nutzenmaximierung erkennen, die langfristig jedoch zum Gegenteil, zum Schaden führen. Denken wir zum Beispiel an das Rauchen, das Einnehmen von Drogen oder Medikamenten, das Komasaufen. Denken wir auch an die vielen "Spontankäufe"- weil ich es mir gönne -, die zu Schulden führen, oder auch das Reagieren auf Phobien, die von Medien oder sonstigen Interessengruppen erzeugt und geschürt werden. Heute wird zwar das eine verhindert, doch was sind langfristige Folgen dr Verhinderung?

Auch soziale Beziehungen sind abhängig vom Nutzen aus der Beziehung. Das Streben nach höchster Differenz zwischen Kosten und Nutzen gilt auch für das Investieren oder Nichtinvestieren in soziale Beziehungen. Freunde sind die Menschen, die einen Nutzen für uns selber bringen. An Menschen, die uns nichts nutzen, sind wir nicht interessiert. Zu Menschen, die uns loben und fördern, bauen wir gerne Beziehungen auf. Menschen, die uns schaden, suchen wir zu vermeiden. Und auch Ehen scheitern, wenn man in seinem Partner keine Quelle für Bedürfnisbefriedgung sieht, sondern man das Gefühl hat, dass der PArtner eher eine Quelle für eigene Bedürfnisdefizite ist.

Eigennutz geht vor Kollektivnutzen. Und was für einzelne Menschen gilt, gilt für ganze Unternehmen. Bodenschätze jeder Art werden oft unter Bedingungen gewonnen, die der Umwelt schaden. Abwässer, verschmutzte Luft und sonstige Abfallprodukte werden nur dort umweltfreundlich entsorgt, wo ein Gesetzgeber es vorschreibt. Überfischung, Überweidung und Raubbau bezüglich der Abholzung der Wälder erfolgen ebenfalls vor dem Hintergrund, dass der kurzfristige Nutzen, den man selber hat, mehr zählt, als ein kollektiver, langfristiger Nutzen.

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